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Geschichte

Die Höri Bülle ist eine rote Speisezwiebel mit charakteristischer Form und Farbe, die traditionell auf der Bodensee-Halbinsel Höri angebaut wird. Die Außenhaut hat eine eher helle rotbraune Färbung, die im Gegensatz zu anderen roten Sorten beim Aufschneiden nicht abfärbt. Die typische flache, bauchige Form, oft verglichen mit einer fliegenden Untertasse, eignet sich besonders gut zum Flechten der traditionellen Zwiebelzöpfe.


Gemüse- und Zwiebelanbau am westlichen Teil des Boden- sees wurde bereits im 8. Jahrhundert durch die Geschichtsschreiber des Klosters Reichenau urkundlich dokumentiert. Später bauten die selbstständigen Bauern auf der Höri Zwiebeln als das Hauptgemüse an, das auf den Zwiebelmärkten der nahen Schweiz und noch bis in die 1990er Jahre in Konstanz im Herbst verkauft wurde. Dazu wurden die Zwiebeln auf Booten zu den jeweiligen Städten transportiert. Metzger, Gastwirte und Großhändler kauften dort ihren Jahresbedarf an Zwiebeln ein, ebenso war auch in den privaten Haushalten die Vorratswirtschaft noch lange verbreitet. Parallel dazu entwickelten sich die Wochenmärkte in den nahen Städten Radolfzell und Singen, die auch heute noch hauptsächlich von den Höribauern beschickt werden.


Der Anbau der Höri Bülle ist auf die namengebende Region, die Halbinsel Höri im Bodensee, begrenzt. Wegen ihres reichhaltigen Anbaus von Gemüsen aller Art, vornehmlich an rothäutigen, weißfleischigen Speisezwiebeln, vom Volksmund auch Bülle oder Bölle genannt, erhielt die Halbinsel den volkstümlichen Namen „Zwiebelhöri“ oder „Bülleland“.


Der Geschmack der Höri Bülle ist vor allem durch das zarte Aroma und die milde, nicht aufdringliche Schärfe gekennzeichnet. Dadurch eignet sie sich hervorragend zum rohen Verzehr und macht sie damit zu einer fast unverzichtbaren Zutat in Salaten und hier insbesondere für den in der Region so beliebten Wurstsalat. Erwin Keller, ein Heimatdichter aus der Region, lobt in seinem Bülle-Brevier die Bülle sogar als natürlichen Vitaminspender auf  Wandertouren, die man „Biss für Biss wie einen Apfel verzehren könne“. Beim Garen entwickelt die Bülle ihre Schärfe, ohne dass dabei die charakteristische rote Färbung verloren geht.